Psychische Faktoren und Verhaltenseinflüsse bei andernorts klassifizierten Krankheiten (früher
psychosomatische Störungen genannt)
Psychische Aspekte bei allen möglichen körperlichen Erkrankungen in Form von Auslösern oder Verstärkern des organischen Geschehens, z.B. bei Asthma, Magen-Darm-Geschwüren, Hauterkrankungen. Codierung mit der organischen Störung.
Das Wort „Psychosomatik“ ist zusammengesetzt aus den zwei griechischen Worten psyche = Seele und soma = Körper und bezeichnet das Wechselspiel zwischen körperlichen und seelischen Vorgängen. Eine psychosomatische Reaktionsweise ist durchaus eine gesunde Form des Erlebens, denn jedes Gefühl führt zu körperlichen Reaktionen und jede körperliche Reaktion löst bestimmte Gefühle aus.
Mit den Bezeichnungen „psychosomatische Krankheiten“ und „Psychosomatosen“ ist dagegen eine pathologische Form von Körper-Seele-Beziehung gemeint, nämlich das Zusammenwirken körperlicher und psychischer Faktoren für Entstehung und Verlauf von Krankheiten. Psychosomatik bedeutet nicht, den körperlichen Faktoren weniger, sondern den seelischen Faktoren mehr Bedeutung zu geben!
Die historisch bedeutsamste psychoanalytische Konzeption psychosomatischer Störungen stammt von dem nach Chicago emigrierten deutschen Internisten und Psychoanalytiker Franz Alexander, der 1950 sein epochales Werk Psychosomatische Medizin veröffentlichte. Er beschreibt darin die so genannten „heiligen sieben“ psychosomatischen Erkrankungen mit einer angeblich krankheitsspezifischen Psychodynamik: peptisches Geschwür (Ulcus pepticum = Magengeschwür), Asthma bronchiale, Bluthochdruck (Hypertonie), rheumatoide Arthritis, Migräne, Colitis ulcerosa (=chronisch-entzündliche Darmerkrankungen), Neurodermitis.
Aus dem Vorliegen einer bestimmten organischen Krankheit (z.B. Magengeschwür) darf nicht automatisch auf eine bestimmte psychische oder psychosoziale Problematik (z.B. „Hinunterschlucken“ von Ärger, Konflikt mit der Mutter) geschlossen werden. Dies widerspricht nicht nur der Menschenwürde, sondern auch den wissenschaftlichen Erkenntnissen, wonach psychosomatische Störungen sehr komplexe, multifaktorielle Erkrankungen sind.
Seit Alexander werden vier unterschiedlich schwerwiegende psychosomatische Krankheitsobergruppen im weitesten Sinne unterschieden:
- Befindlichkeitsstörungen (nichtorganische Körpersymptome ohne funktionelle oder somatische Störungsursachen mit keinem oder geringem Krankheitswert),
- funktionelle (somatoforme und dissoziative) Störungen (primär nichtorganische Störungen mit Krankheitswert),
- psychosomatische Störungen im engeren Sinne (organische Erkrankungen mit psychosozialen Auslösern oder Verstärkern),
- somatopsychische Erkrankungen (organische Erkrankungen mit psychosozialen Folgen).
Psychosomatische Behandlung ist vor allem dann erforderlich, wenn psychische und/oder soziale Faktoren wesentlich zur Entstehung, Auslösung oder Aufrechterhaltung der Erkrankung beitragen
Dabei können prinzipiell folgende Zusammenhänge unterschieden werden:
Krankheiten können körperlich beginnen und die Patient:innen in der Folge seelisch oder sozial schwer belasten, wie dies etwa nach einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall oft zu beobachten ist.
Diese Belastungen können den weiteren Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen:
Körperlich-seelischer Zusammenhang.
Krankheiten können aber auch körperlich in Erscheinung treten und durch psychische Faktoren ausgelöst worden sein oder aufrechterhalten werden.
Dies ist zum Beispiel bei manchen Formen von Herzbeschwerden, Magen-Darm Beschwerden oder Wirbelsäulenbeschwerden der Fall:
Seelisch-körperlicher Zusammenhang.
Bei vielen so genannten Zivilisationskrankheiten wie “hoher Blutdruck” (Hypertonie), Zuckerkrankheit (Diabetes Typ II) oder Übergewicht bestehen ebenso psychosomatische Zusammenhänge, die oft als “Lebensstil” angesprochen werden – oft greifen dabei körperlich-seelische und seelisch-körperliche Zusammenhänge so eng ineinander, dass man von einer typischen Henne-Ei-Situation sprechen könnte!
Letztlich ist auch eine psychische Belastung aufgrund einer organischen Erkrankung (wie z.B. Herzinfarkt oder Krebs) eine verständliche psychosomatische Reaktion, bei der im Sinne der Krankheitsverarbeitung manchmal eine entsprechende professionelle Unterstützung empfehlenswert ist.
Körperliche Beschwerden und Schmerzzustände
Körperliche Beschwerden und Schmerzzustände kommen im Leben eines Menschen immer wieder mal vor. Kopfschmerzen, Bauchweh, Rückenprobleme etc. oder Schmerzen wie Nervenleiden oder Schmerzen aufgrund von körperlichen Erkrankungen. Anhaltende Körperliche Beschwerden und Schmerzzustände sollten immer medizinisch abgeklärt werden.